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Königsdruck – Printmedien und digitale Dienste

Paul Kündiger

Wo?

Berlin

Datum

April 2020

Fotograf

Viviane Wild

Bitte beschreiben Sie diesen Ort (und das Leben hier zu normalen Zeiten).

Wir befinden uns jetzt im April und das ist in der Druckereilandschaft eigentlich mit dem Mai der Monat, der hier den Winter aufholt, weil das ein typischer Saisonauftakt ist. Der Frühlingsbeginn steht vor der Tür und man startet mit Werbung für diese Saison also Frühling/Sommer und ist hier eigentlich geprägt mit 24 Stunden, wenn man so will. Die Druckmaschine läuft auf drei Schichten, es laufen wild Leute umher, die Telefone klingeln und es gibt viel Programm. So wie in einem Bienenstock, sodass man den Eindruck hat hier ist eine Geschäftstüchtigkeit. Die ist jetzt in diesem Moment nicht so stark oder besser gesagt eigentlich sehr schwer zu sehen und das liegt an der jetzigen Situation.

Bitte beschreiben Sie Ihre aktuelle Situation?

Die Maschinen stehen glücklicherweise nicht ganz still. Wir haben etwas zu tun. Wir mussten uns natürlich komprimieren, uns neu ordnen und viele Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, wie ja auch viele hier in Deutschland. Man muss sagen, wir haben hier auch eine etwas ältere Struktur, also zum Teil Mitarbeiter, die sich noch nicht so digital zu Hause aufgestellt haben wie Jüngere, die einen guten Computer haben. Diese mussten wir jetzt erstmal digital anbinden und ihnen ein digitales Umfeld schaffen. Das ist das eine. Das andere sind die Distanzierungs- und Hygieneregeln. Da ist natürlich auch Vieles selbstverständlich, aber das dann auch so ins Bewusstsein zu bringen, wer wann wie arbeitet in einem wälzenden Schichtsystem, weil in einer Druckerei muss man noch an Maschinen arbeiten und kann sie nicht von zu Hause bedienen. Es geht nur, wenn ein Drucker an der Maschine steht. Wir haben ganz normal fünf Drucker angestellt und die sind auch da, nur bloß in einem rollierenden System. Das heißt, sie wechseln sich ab und die Schichtübergabe läuft dann praktisch auf Distanz. Es haben schon alle etwas zu tun, aber auf Kurzarbeit musste ich runter gehen, das ging nicht anders. Wenn man sonst voll ausgeplant ist und dann 50% fehlen, muss man dies ja irgendwie abfangen können und da ist die Kurzarbeit schon ein Mittel gewesen, was wir nehmen mussten.
Ich habe zwei Firmen, die sich im Drucksegment bewegen. Bei Königsdruck sind es 23 und bei Hauptstadtader sind es 17 Mitarbeiter. Grundsätzlich sind alle bei Königsdruck auf 25 Stunden in der Woche gesetzt.

Was erwarten Sie für sich persönlich von der Zukunft?

Ich bin immer ein sehr optimistischer Mensch und so ein Zukunftsgucker. Am Anfang ist man von so etwas geplättet, sehr demotiviert und traurig, weil nicht das eintrifft, was man sich erhofft. Man muss sich erstmal überlegen, was das jetzt heißt. Ich habe mich aber relativ schnell gefangen und bin auch einer, der immer etwas antizyklisch denkt und muss es anders machen als alle anderen. Denn nur so kannst du dich abheben. Die Pandemie ist absehbar, auch wenn diese Zeitrechnung schon sehr hart ist. Aber es ist klar, dass es irgendwann ein Ende hat und wir uns auch als Menschen daran angepasst haben werden, so im Sinne von: Wir kennen die Regeln. Es ist nicht so, dass wir unendliche Reserven haben, aber mein Ziel ist ganz klar, ich stecke den Kopf nicht in den Sand. Ich schaue nach vorne und mache genau das, was wir eigentlich sonst nie schaffen, wenn man Zeit hat. Man hat in der Saison eigentlich nie Zeit, das heißt strategische Ausrichtungen erarbeiten, wie können wir Neues ausrichten. Wir arbeiten jetzt mit Werbeagenturen zusammen, arbeiten an unserer Website, machen neue technische Infrastrukturen und digitalisieren die Prozesse. Zeit nutzen, die man sonst nicht hat.

Fünfzehn Profifotografen und Fotografinnen, vom Alpenvorland bis Sylt porträtieren deutschlandweit Menschen in der Corona-Auszeit.

Aus.Zeit 2020 ist ein Not-for-Profit-Projekt der Werbeagentur brandcom. Entstanden aus dem Impuls, den Moment festzuhalten, ohne Gewinnausrichtung.