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Altenpflegerin im evangelischen Seniorenzentrum Simeon

Anja Bogadtke

Wo?

Fürstenberg/Havel (Brandenburg)

Datum

April 2020

Fotograf

Jens Oellermann

Bitte beschreiben Sie diesen Ort (und das Leben hier zu normalen Zeiten).

Hier in unserem von der Diakonie geführten Haus haben wir 39 Betten und es ist eine recht persönliche und familiere Atmosphäre. Normalerweise können bei uns Besucher und Mitarbeiter ohne Klingeln zu müssen und natürlich ohne Mundschutz zur Tür herein.

Bitte beschreiben Sie Ihre aktuelle Situation?

Die Mund-Nasenbedeckung ist beim Duschen der Bewohner schon sehr anstrengend und vorallem für die Bewohner schwierig, weil sie die Mimik nicht erkennen können. Das führt manchmal zu Misverständnissen und schafft eine noch noch größere Distanz. Aber vorallem die fehlende Nähe ist sehr belastend. Die ersten vier Wochen ging es auch aber langsam wird die Geduld weniger und die Bewohner essen zum Teil schlechter oder werden unruhig oder aggressiv, weinen und werden depressiv. Einige unserer 38 Bewohner sind noch so fit, dass sie normalerweise selbst zum Einkaufen oder auch Spazieren gehen aber momentan sind alle auf den Innenhof beschränkt. Auch Ehepartner aus dem betreuten Wohnen im anderen Haus können ihre Partner nicht mehr sehen und sich nur ab und zu auf große Entfernung mal was zurufen, wenn wir das im Hof arrangieren. Es fehlen die sozialen Kontakte. Momentan haben wir zudem eine Neuaufnahme, die 14 Tage in Quarantäne ist. Die Situation ist schon eine Herausforderung, sowohl hier bei der Arbeit als auch mit meinen drei Kindern zu Hause. Zu Ostern haben wir mit den Bewohnern Postkarten an die Angehörigen geschrieben und da kommt auch viel Post zurück, das ist sehr schön. Wir werden ein Tablet anschaffen und müssen dann mal sehen, ob das angenommen wird.

Was erwarten Sie für sich persönlich von der Zukunft?

Ich hoffe, dass das alles bald vorbei ist und wir wieder einen normalen Zustand haben. Für mich persönlich wünsche ich mir natürlich auch die Struktur für die Kinder, denen der Kontakt zu Freunden fehlt. Ich hoffe, dass sich in der Gesellschaft generell wieder Solidarität einstellt und die Distanz zueinander geringer wird, wenn alles vorbei ist. Ich würde es auch schön finden, wenn die Arbeit von Pflegern auch nach der Corona-Krise weiterhin so viel Wertschätzung erfährt.

Fünfzehn Profifotografen und Fotografinnen, vom Alpenvorland bis Sylt porträtieren deutschlandweit Menschen in der Corona-Auszeit.

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