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Brillenkammer

Augenoptikermeisterin Katharina Pech 

Wo?

Berlin

Datum

Mai 2020

Fotograf

Viviane Wild

Bitte beschreiben Sie diesen Ort (und das Leben hier zu normalen Zeiten).

Ich bin Katharina Pech, Augenoptikermeisterin mit eigenem Geschäft in Berlin-Friedrichshain. Mein Laden heißt BRILLENkammer und den gibt es schon eine ganze Weile. Ich arbeite hier mit drei Mitarbeiterinnen zusammen und wir versorgen Friedrichshain mit wunderschönen Brillen und allem anderen, was mit Sehen zu tun hat.

Ich lege viel Wert darauf, dass es hier für die Kunden eine gemütliche Atmosphäre herrscht, dass man sich wohl fühlt und wir haben gemerkt, dass das sehr gut bei den Kunden ankommt. Wir sind ein sehr herzlicher und offener Ort.
Der Job hat viel mit Vertrauen zu tun, wir haben direkten Körperkontakt – bei der Beratungssituation vorne im Geschäft, wenn es darum geht die Brille auszusuchen und anzupassen. Diese Nähe zu den Kunden ist für uns selbstverständlich und wurde gar nicht in Frage gestellt.

Bitte beschreiben Sie Ihre aktuelle Situation?

Das Arbeiten ist ein völlig anderes. Zum einen hat man die Mund-Nasen-Bedeckung, die wir Mitarbeiterinnen immer tragen, wenn Kundschaft im Geschäft ist und unsere Kunden werden auch angehalten diese zu tragen. Wir lassen die Leute ohne Mund-Nasen-Bedeckung auch nicht in das Geschäft rein und stellen welche zur Verfügung, wenn jemand seinen Schutz vergessen hat. Die Diskussionen darum und darüber halten sich sehr stark in Grenzen.

Es gibt Arbeitsrichtlinien, die der Verband rausgibt und sich um solche Sachen kümmert und uns für Fragen du Tipps zur Seite steht.
Die Kommunikation untereinander – die nonverbale – wird deutlich erschwert, aber das tragen alle mit Fassung und versuchen noch mehr zu reden als vorher. Das Aussuchen der Brillen ist deutlich schwieriger, weil wir hinterher alles desinfizieren und sauber machen müssen. Das Anschauen der Brille ohne Mund-Nasen-Bedeckung machen wir immer außerhalb des Ladens, um das ganze Gesicht zu sehen. Ich denke wir haben uns damit gut arrangiert.
Inzwischen hat sich bei uns die Lage deutlich stabilisiert. Aufgrund der Systemrelevanz, die auf unserem Beruf zugeschrieben ist, war immer eine Notversorgung möglich. Aber inzwischen ist auch wieder die normale Kundschaft vertreten.
Unter den aktuellen Umständen können wir die Kundenmenge wie sie vorher war gar nicht bewältigen, weil alles viel länger dauert und wir ausschließlich mit Terminen arbeiten. Wir arbeiten in festen Zweier-Teams, damit wenn etwas passieren sollte, nicht der ganze Betrieb lahmliegt. Mehr Kunden als wir grade im Laden haben, könnten wir unter den aktuellen Umständen auch gar nicht bewältigen.

Was erwarten Sie für sich persönlich von der Zukunft?

Für den Laden wünsche ich mir natürlich sehr, dass die Corona-Lage über den Sommer hin weiter so stabil bleibt wie sie jetzt in Deutschland ist, sodass wir vielleicht nach den Sommerferien auch wieder zu einem „Normalzustand“ übergehen können. Das heißt, nicht mehr unbedingt eine Mund-Nasen-Bedeckung im Laden tragen müssen und dass die Abstandsregeln nicht mehr so gefordert werden.
Für uns als Gesellschaft wünsche ich mir, dass wir daraus etwas mitnehmen, dass man achtsamer aufeinander achtet. Ansonsten sollen alle gesund und munter bleiben.

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Fünfzehn Profifotografen und Fotografinnen, vom Alpenvorland bis Sylt porträtieren deutschlandweit Menschen in der Corona-Auszeit.

Aus.Zeit 2020 ist ein Not-for-Profit-Projekt der Werbeagentur brandcom. Entstanden aus dem Impuls, den Moment festzuhalten, ohne Gewinnausrichtung.